Teil 1: Splittkrafttraining vs. Ganzkörpertraining

Einleitung

Krafttraining ist eine der effektivsten Methoden zur Verbesserung der physischen Fitness, des Muskelaufbaus und der allgemeinen Gesundheit. Innerhalb des Krafttrainings gibt es verschiedene Ansätze, um die Trainingsziele zu erreichen, und zwei der häufigsten Methoden sind das Splittkrafttraining und das Ganzkörpertraining. Beide Ansätze haben ihre eigenen Vor- und Nachteile, und ihre Effektivität kann je nach individuellen Zielen, Fitnessniveau und Zeitverfügbarkeit variieren.

Definitionen und Grundlagen

Splittkrafttraining

Beim Splittkrafttraining wird das Training auf verschiedene Tage aufgeteilt, wobei an jedem Tag unterschiedliche Muskelgruppen trainiert werden. Dies bedeutet, dass man nicht alle Muskelgruppen in einer einzigen Trainingseinheit beansprucht, sondern sie auf mehrere Tage verteilt.

Typische Splits können sein:

  • Oberkörper/Unterkörper-Split: An einem Tag wird der Oberkörper (Brust, Rücken, Schultern, Arme) trainiert und am nächsten Tag der Unterkörper (Beine, Gesäß, Waden).
  • Push/Pull/Beine-Split: An einem Tag werden drückende Bewegungen (Push) trainiert (Brust, Schultern, Trizeps), am nächsten Tag ziehende Bewegungen (Pull) (Rücken, Bizeps) und am dritten Tag die Beine.
  • Muskelgruppen-Split: Jeder Tag ist einer spezifischen Muskelgruppe gewidmet, z.B. Brust am Montag, Rücken am Dienstag, Beine am Mittwoch usw.

Ganzkörpertraining

Beim Ganzkörpertraining werden in jeder Trainingseinheit alle Hauptmuskelgruppen trainiert. Dies bedeutet, dass jede Trainingseinheit Übungen für den Oberkörper, den Unterkörper und den Rumpf beinhaltet.

Typische Ganzkörper-Trainingspläne könnten beinhalten:

  • Kombination aus Verbundübungen: Übungen wie Kniebeugen, Kreuzheben, Bankdrücken und Klimmzüge, die mehrere Muskelgruppen gleichzeitig ansprechen.
  • Drei bis vier Trainingseinheiten pro Woche: Jede Einheit beansprucht den gesamten Körper, aber mit unterschiedlicher Intensität und Variation der Übungen.

Teil 2: Vor- und Nachteile

Splittkrafttraining

Vorteile:

  1. Erhöhte Intensität und Volumen: Da jede Muskelgruppe mehr Zeit und Energie erhält, kann man mit höherer Intensität und größerem Volumen trainieren. Dies kann zu einem stärkeren Muskelaufbau und einer besseren Hypertrophie führen.
  2. Spezifität und Fokus: Durch die Fokussierung auf bestimmte Muskelgruppen können spezifische Schwächen gezielt adressiert werden.
  3. Erholungszeit: Muskelgruppen haben mehr Zeit zur Erholung zwischen den Trainingseinheiten, was die Gefahr von Übertraining reduziert.

Nachteile:

  1. Zeitaufwand: Splittkrafttraining erfordert mehr Trainingstage pro Woche, was für Personen mit begrenztem Zeitbudget schwierig sein kann.
  2. Konsistenz notwendig: Wenn Trainingseinheiten ausfallen, kann dies das Gleichgewicht des Trainingsplans stören, da jede Muskelgruppe regelmäßig belastet werden muss.
  3. Komplexität: Die Planung und Durchführung eines Split-Trainingsplans kann komplexer sein als ein Ganzkörpertraining.

Ganzkörpertraining

Vorteile:

  1. Zeiteffizienz: Ganzkörpertraining erfordert weniger Trainingstage pro Woche, was es ideal für Personen mit engem Zeitplan macht.
  2. Einfachheit: Die Struktur eines Ganzkörpertrainings ist einfacher und erfordert weniger Planung und Organisation.
  3. Gleichmäßige Muskelbeanspruchung: Jede Muskelgruppe wird in jeder Trainingseinheit beansprucht, was zu einer gleichmäßigen Entwicklung führt.

Nachteile:

  1. Geringere Spezifität: Es ist schwieriger, sich auf spezifische Muskelgruppen zu konzentrieren, was die gezielte Verbesserung bestimmter Schwächen erschweren kann.
  2. Begrenztes Volumen: Da alle Muskelgruppen in einer Sitzung trainiert werden müssen, kann das Volumen für einzelne Muskelgruppen begrenzt sein.
  3. Erholungsbedarf: Da die Muskelgruppen häufiger beansprucht werden, kann es schwieriger sein, ausreichende Erholungsphasen zu gewährleisten.

Wissenschaftliche Perspektiven und Studien

Muskelhypertrophie

Verschiedene Studien haben die Effektivität von Splitt- und Ganzkörpertraining in Bezug auf Muskelhypertrophie untersucht. Eine Studie von Schoenfeld et al. (2016) fand heraus, dass sowohl Ganzkörper- als auch Splittraining zu signifikanten Verbesserungen in Muskelgröße und -stärke führten, jedoch variierte die Effektivität je nach Trainingsvolumen und -intensität.

Kraftzuwächse

In einer Studie von Ralston et al. (2018) wurde festgestellt, dass Ganzkörpertraining bei Anfängern zu ähnlichen Kraftzuwächsen führen kann wie Splitttraining. Für fortgeschrittene Trainierende, die eine höhere Intensität und ein größeres Volumen benötigen, kann Splitttraining jedoch vorteilhafter sein.

Erholung und Übertraining

Eine wichtige Überlegung bei der Wahl zwischen Splitt- und Ganzkörpertraining ist die Erholungszeit. Während Splittraining mehr Erholungszeit für einzelne Muskelgruppen bietet, kann Ganzkörpertraining aufgrund der häufigeren Beanspruchung zu Übertraining führen, wenn nicht ausreichend auf Erholung und Ernährung geachtet wird.

Praktische Anwendung und Empfehlungen

Anfänger

Für Anfänger ist Ganzkörpertraining oft die bessere Wahl, da es eine einfachere Struktur bietet und eine gleichmäßige Muskelentwicklung fördert. Anfänger profitieren auch von der häufigeren Wiederholung grundlegender Bewegungsmuster, was die Technik verbessert und das Verletzungsrisiko reduziert.

Fortgeschrittene

Fortgeschrittene Trainierende, die spezifische Muskelgruppen stärker entwickeln oder Schwächen gezielt verbessern möchten, können von einem Splittraining profitieren. Die höhere Intensität und das größere Volumen ermöglichen es, die Muskelgruppen gezielt zu beanspruchen und optimales Wachstum zu fördern. Dies ist besonders nützlich für Bodybuilder und Kraftsportler, die spezifische ästhetische oder leistungsbezogene Ziele verfolgen.

Periodisierung und Abwechslung

Unabhängig vom Erfahrungslevel kann es vorteilhaft sein, Periodisierung in das Training einzubauen. Periodisierung bezieht sich auf die geplante Variation von Trainingsparametern (wie Volumen, Intensität und Übungen) über einen bestimmten Zeitraum, um Plateaus zu vermeiden und kontinuierliche Fortschritte zu fördern. Eine Kombination aus Splitt- und Ganzkörpertraining kann dabei helfen, verschiedene Trainingsphasen zu durchlaufen und die Vorteile beider Ansätze zu nutzen.

Teil 3: Fallbeispiele und Trainingspläne

Beispiel für einen Ganzkörper-Trainingsplan

Woche 1-4 (3 Tage pro Woche)

Tag 1:

  • Kniebeugen: 3 Sätze à 8-10 Wiederholungen
  • Bankdrücken: 3 Sätze à 8-10 Wiederholungen
  • Rudern mit der Langhantel: 3 Sätze à 8-10 Wiederholungen
  • Schulterdrücken: 3 Sätze à 8-10 Wiederholungen
  • Klimmzüge: 3 Sätze bis zur Erschöpfung
  • Planks: 3 Sätze à 60 Sekunden

Tag 2:

  • Kreuzheben: 3 Sätze à 6-8 Wiederholungen
  • Klimmzüge: 3 Sätze bis zur Erschöpfung
  • Dips: 3 Sätze bis zur Erschöpfung
  • Frontkniebeugen: 3 Sätze à 8-10 Wiederholungen
  • Arnold-Press: 3 Sätze à 8-10 Wiederholungen
  • Russian Twists: 3 Sätze à 20 Wiederholungen

Tag 3:

  • Beinpresse: 3 Sätze à 10-12 Wiederholungen
  • Schrägbankdrücken: 3 Sätze à 8-10 Wiederholungen
  • Seilzugrudern: 3 Sätze à 8-10 Wiederholungen
  • Seitheben: 3 Sätze à 12-15 Wiederholungen
  • Bizepscurls: 3 Sätze à 10-12 Wiederholungen
  • Beinheben: 3 Sätze à 15 Wiederholungen

Beispiel für einen Splitt-Trainingsplan

Woche 1-4 (4 Tage pro Woche)

Tag 1: Brust und Trizeps

  • Bankdrücken: 4 Sätze à 6-8 Wiederholungen
  • Schrägbankdrücken: 3 Sätze à 8-10 Wiederholungen
  • Fliegende auf der Flachbank: 3 Sätze à 10-12 Wiederholungen
  • Trizepsdrücken am Kabelzug: 3 Sätze à 8-10 Wiederholungen
  • Dips: 3 Sätze bis zur Erschöpfung

Tag 2: Rücken und Bizeps

  • Kreuzheben: 4 Sätze à 6-8 Wiederholungen
  • Klimmzüge: 3 Sätze bis zur Erschöpfung
  • Langhantelrudern: 3 Sätze à 8-10 Wiederholungen
  • Bizepscurls mit der Langhantel: 3 Sätze à 8-10 Wiederholungen
  • Konzentrationscurls: 3 Sätze à 10-12 Wiederholungen

Tag 3: Beine

  • Kniebeugen: 4 Sätze à 6-8 Wiederholungen
  • Beinpresse: 3 Sätze à 8-10 Wiederholungen
  • Beinbeuger: 3 Sätze à 10-12 Wiederholungen
  • Wadenheben: 3 Sätze à 15-20 Wiederholungen

Tag 4: Schultern und Bauch

  • Schulterdrücken: 4 Sätze à 6-8 Wiederholungen
  • Seitheben: 3 Sätze à 10-12 Wiederholungen
  • Frontheben: 3 Sätze à 10-12 Wiederholungen
  • Face Pulls: 3 Sätze à 12-15 Wiederholungen
  • Planks: 3 Sätze à 60 Sekunden
  • Bicycle Crunches: 3 Sätze à 20 Wiederholungen

Teil 4: Besondere Überlegungen

Verletzungsprävention

Unabhängig davon, ob man sich für Ganzkörper- oder Splitttraining entscheidet, ist die richtige Technik bei allen Übungen von entscheidender Bedeutung. Fehlhaltungen oder unsachgemäße Ausführungen können zu Verletzungen führen, die den Fortschritt beeinträchtigen. Daher sollte man sich gegebenenfalls von einem qualifizierten Trainer unterstützen lassen, um sicherzustellen, dass alle Übungen korrekt durchgeführt werden.

Ernährung und Regeneration

Die Bedeutung der Ernährung und der Regeneration kann nicht genug betont werden. Der Erfolg eines jeden Trainingsprogramms hängt nicht nur vom Training selbst ab, sondern auch von der richtigen Ernährung und ausreichenden Erholung. Muskelwachstum erfolgt während der Regenerationsphasen, daher sind ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und gegebenenfalls Nahrungsergänzungsmittel entscheidend.

Anpassung an individuelle Ziele

Die Wahl zwischen Ganzkörper- und Splitttraining sollte auch von den individuellen Zielen abhängen. Wenn das Hauptziel darin besteht, allgemeine Fitness und Muskelkraft zu verbessern, könnte ein Ganzkörpertraining ideal sein. Wenn der Fokus jedoch auf maximalem Muskelwachstum und der Ästhetik liegt, kann ein gut strukturierter Splitt-Trainingsplan effektiver sein.

Fazit

Sowohl das Ganzkörper- als auch das Splittkrafttraining haben ihre eigenen einzigartigen Vorteile und Herausforderungen. Die Entscheidung, welche Methode besser ist, hängt weitgehend von den individuellen Zielen, dem Fitnesslevel und der verfügbaren Zeit ab. Anfänger profitieren oft mehr von einem Ganzkörpertraining aufgrund seiner Einfachheit und der gleichmäßigen Muskelentwicklung, während Fortgeschrittene, die spezifische ästhetische oder leistungsbezogene Ziele verfolgen, möglicherweise besser mit einem Split-Trainingsansatz bedient sind.

Durch die Integration beider Ansätze in einen periodisierten Trainingsplan können Trainierende jedoch das Beste aus beiden Welten nutzen und so kontinuierliche Fortschritte erzielen und Plateaus überwinden. Schließlich ist das wichtigste, dass das Training regelmäßig, mit Begeisterung und einer guten Technik durchgeführt wird, um langfristige Erfolge und Freude am Krafttraining zu gewährleisten.